Freitag, 24. März 2006
Verkettung, Fügung, Schicksal, Zufall ?
Vorhin, im eiligen Lauf, ich bemerkte es kaum, habe ich auf die Spinne getreten. Aus den Augenwinkeln sah ich noch, wie sie weglaufen wollte. Reflexartiv, ohne genau zu wissen um was es sich handelt, wollte ich ausweichen. Zu spät. Die Spinne war platt.

Der Vogel, der die Spinne später aufgepickt hätte und somit etwas aufgehalten worden wäre, flog nun deshalb früher los. Die Runde ist er schon oft geflogen, zu einem nahgelegenen Park. Hier grenzt eine Wiese an, auf der es immer viele Würmer gab.

Im Flug über eine Straße, nahe des Kreuzungsbereiches, verlor er sein Exkrement. Es ist nicht so unwahrscheinlich und so traf dieses, als grosser Fleck nach dem Auftreffen, genau die Windschutzscheibe eines Rentnerfahrzeuges. Der Rentner war so irritiert, dass er abrupt gebremst hat. Das nachfolgende Fahrzeug konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen, da der Fahrer einen Moment nicht nach vorne geschaut hatte. Der Auffahrunfall war kein Schwerer, obwohl ein leichter Ölfleck auf der Straße zurückblieb. Ein Ölfleck, der von niemandem beachtet wurde.

Stunden später, als ein Motorradfahrer sich genau dieser Stelle näherte, schaute dieser kurz zur Seite, weil er aus dem Augenwinkel einen kurzen Rock erblickt hatte. Die junge Frau hatte sich nur für den kurzen Rock entschieden, weil die E-Mail Ihres neuen Bekannten, der, wie sie hoffte, ihr fester Freund werden sollte, sie aufgrund eines Stromausfalles beim Provider nicht erreicht hatte. Er würde erst einen Tag später zurückkommen.

Der Strom war ausgefallen, weil in Angestellter in der Zentrale nicht aufpasst hatte. Die Anlage lief, wie schon so oft, während der kurzen Wartungsarbeiten, auf Handbetrieb. Nur, weil er gerade eine SMS bekam, bemerkte der Angestellte nicht, dass eine Leitung überlastet war. Der aufgetretene Fehler war schnell behoben - ist ja nichts passiert, dachte er bei sich.

Wenn nun der Strom nicht kurzzeitig ausgefallen wäre, der Fahrer nicht den kurzen Rock hätte erblicken können, hätte er rechtzeitig den Ölfleck gesehen und wäre ausgewichen. So aber kam er ins Rutschen.
Er hatte nur leichte Verletzungen, aber durch den zeitweilig entstandenen Rückstau kam auch die Straßenbahn nicht mehr durch.

Innerhalb einer Viertelstunde hatten sich bereits drei Straßenbahnen gestaut.
Der junge Mannn, der am Bahnhof mit seiner Freundin verabredet war, wurde zunehmend ungeduldig. Erreichen konnte er sie auch nicht. Die junge Frau, die am Bahnhof lange gewartet hat, entschied sich in der Zwischenzeit ein nahegelegenes Cafe aufzusuchen. Hier lernte sie einen jungen Mann kennen und wenige Tage später machte sie mit ihrem Freund Schluß.

Zurück zu den Straßenbahnen. Die immer länger werdende Schlange hinter den Straßenbahnen ließ die wartenden Autofahrer immer ungeduldiger werden. Ein Wenden war unmöglich, da sich auf der anderen Fahrbahnseite eine Baustelle befand.
Irgendwann hatte der jung-dynamische Autofahrer, der auf dem Weg zum ersten date mit seiner neuen Internet-Bekanntschaft war und auf keinen Fall zu spät kommen wollte, die Geduld verloren. Mit aufheulendem Motor raste er an den Straßenbahnen vorbei. Genau in dem Moment gab eine Wolke die Sonne frei und er übersah das rote Licht der Ampelanlage.

Der Fußgänger, der die Mitte der Straße ereicht hatte, hörte zwar dunkel den aufheulenden Motor, aber die warnenden Rufe erreichten ihn nicht mehr. Es war nicht allein die Lautstärke der Kopfhörer, die ihn all das nicht hören ließen, sondern viel mehr war es die Musik, die ihn schweben ließ. Er war verliebt. Er hatte sich die per E-Mail von seiner Angebeteten erhaltenen Musikstücke auf seinen MP3 Player kopiert. Gänzlich versunken war er. Später noch, sogar im Krankenwagen, als das irdische Leben ihn verließ, sprachen die Helfer vom glücklichen Gesichtsausdruck des Gestorbenen.



Wenn
Wenn die Angebetete die Musikstücke später geschickt hätte,
oder wenn nicht genau in dem Moment die Wolke die Sonne freigegeben hätte,
oder wenn der Fahrer die Geduld aufgebracht hätte,
oder wenn der Provider keinen kurzen Stromausfall gehabt hätte,
wenn die Softwarefirma die Wartungsarbeiten nur Minuten oder Sekunden später oder früher ausgeführt hätte,
wenn der Angestellte nicht genau in dem Moment eine sms bekommen hätte.
oder wenn sie sich trotzdem gegen den kurzen Rock entschieden hätte,
oder wenn der Motorradfahrer nicht, wider besseres Wissen, zu Seite geschaut hätte,
oder wenn ...

ich nicht auf die Spinne getreten hätte,

dann ...........

"hätte, wäre, wenn"

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